Der dritte ESG Roundtable, veranstaltet von Finalix, fand am 14. Juni 2023 in Zürich statt. Die Veranstaltung lockte eine vielfältige Gruppe von Teilnehmern aus dem Private Banking, dem Wealth Management, dem Asset Management und von Finanzinformationsnternehmen sowie aus der Forschung an. Im Vergleich zu den vorherigen Roundtables war in dieser Veranstaltung ein wachsendes, aber skeptisches Interesse an sustainable Finance festzustellen, das hauptsächlich auf die Komplexität des EU Action Plans und den wahrgenommenen Kompromiss zwischen der Einhaltung von regulatorischen Anforderungen einerseits und der Erfüllung der persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden andererseits, zurückgeht.
Die Teilnehmer wiesen kritisch auf die globale Inkonsistenz verschiedener ESG-Standards hin, die zur Komplexität und Verwirrung im Bereich Sustainable Finance beiträgt. Diese Komplexität zeigt sich insbsondere auf der Kundenebene, wo Kundenberater oft Schwierigkeiten haben, ihren Kunden die komplexen Sustainable Finance Regulationen zu erklären, was zu einem gedämpften Interesse an nachhaltigen Investitionen geführt hat. Abgesehen von der Komplexität der Aufklärung des Kunden und der Erfassung der schwer verständlichen Präferenzen, besteht das vor Problem vor allem darin, dass eine Bank, wenn sie sich an die Vorschriften des EU Action Plans hält, kaum ein geeignetes Produkt anbieten kann und der Kunde mit vielen Einschränkungen im Anlageuniversum konfrontiert ist. Als Resultat wurde festgestellt, dass die derzeitigen Regulierungsbemühungen ihr Ziel, privates Kapital wirksam in nachhaltige Anlagen zu lenken, bisher nicht erreichen konnten.
Ein wiederkehrendes Thema im gesamten Roundtable war die Notwendigkeit, von einer Inside-Out-Perspektive zu einer Outside-In-Perspektive zu wechseln. Dies bedeutet, sich zunächst auf das Verständnis der nachhaltigkeitsbezogenen Kundenbedürfnisse und -präferenzen zu konzentrieren und so einen kundenzentrierten Ansatz bei der Umsetzung von sustainable Finance zu verfolgen. Ein solcher kundenzentrierter Ansatz erfordert ein zusätzliches Angebot für nachhaltige Produkte, das auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten ist und das Offering zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen ergänzt. Für kleinere und mittlere Banken jedoch stellt die Erstellung eines solchen nachhaltigen Offerings aufgrund begrenzter Kapazitäten eine Herausforderung dar. Darüber hinaus kompliziert die Einführung von Nachhaltigkeits-Labels, die in diesem Sommer an Bedeutung gewinnen soll, die Situation weiter.
Einer der Hauptkritikpunkte an der aktuellen regulatorischen Herangehensweise besteht darin, dass bestimmte Verhaltensweisen, wie beispielsweise nachhaltige Investitionen, durchgesetzt werden sollen, dabei jedoch die Eigenverantwortung als Triebkraft nicht ausreichend gefördert wird, um mehr privates Kapital in nachhaltige Investitionen zu lenken.
Ein weiteres Thema waren die ESG-Daten. Nach Ansicht der Teilnehmer haben diese mit der Einführung des EU Action Plans an Wert verloren, da sie auf eine rein regulatorische Anforderung reduziert wurden. Hinzu kommt, dass konforme ESG-Daten im Sinne der Erfüllung regulatorischer Anforderungen, immer noch nicht ausreichend verfügbar sind.
In Bezug auf die regulatorische Umgebung der Schweiz diskutierten die Teilnehmer die Selbstregulierung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBA), die Swiss Climate Scores und den aktuellen Stand der ESG- und Nachhaltigkeitsregulierungen im Land. Sie betonten die Notwendigkeit einer Ausrichtung auf globale Standards sowie einer Regulierung, die die nachhaltige Entwicklung wirksam unterstützt, ohne das Wachstum des Sektors zu hemmen.
Wir freuen uns darauf, diese wichtigen Diskussionen in unseren zukünftigen ESG Roundtables fortzusetzen.
Für weitere Informationen oder Anfragen wenden Sie sich bitte an: Dr. Marcus Fenchel (SME Sustainble Finance) marcus.fenchel@finalix.com oder Tobias Merk (SME Sustainable Finance) tobias.merk@finalix.com