In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die Integration von Kryptowährungen in die traditionelle Finanzwelt in unseren Fokusmärkten Schweiz/Liechtenstein und Singapur. Wir zeigen auf, dass Krypto-Angebote von Banken in den erstgenannten Ländern zum Mainstream werden, listen die Partner auf, mit denen traditionelle Banken zusammenarbeiten und diskutieren Einstiegsoptionen für Banken in einem sich sättigenden Markt.
Wichtigste Erkenntnisse
Die Genehmigung von Bitcoin ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC war ein Wendepunkt für die Integration von Kryptowährungen in die traditionelle Finanzwelt. Angetrieben durch institutionelle Nachfrage erreichte der Bitcoin neue Höchststände.
In der Schweiz und Liechtenstein haben viele traditionelle Banken Kryptowährungen in ihr Angebot aufgenommen, auch dank proaktiver Regulierungsbehörden und der Technologie von Krypto-Banken.
Banken, die noch in den Markt einsteigen möchten, müssen eine Wahl zum Ausmass an Eigenentwicklung und Outsourcing treffen, die zu ihren längerfristigen Ambitionen im Bereich der Blockchain Technologie passt.
Bitcoin durchbricht Grenzen
Das Jahr 2024 ist für Kryptowährungen fulminant gestartet. Am 10. Januar hat die US-Börsenaufsicht (SEC) die Anträge für Bitcoin ETFs u.a. von Blackrock, Fidelity und Grayscale bewilligt. Der Schritt der SEC wurde weltweit als Signal für den Durchbruch der Kryptowährungen in die traditionelle Finanzwelt angesehen. Angetrieben von Markterwartungen und schliesslich dem Ansturm institutioneller Investoren auf die zehn neuen Bitcoin ETFs erreichte der Bitcoin Preis im März ein neues Allzeithoch von über USD 73’000. Die SEC doppelte im Mai sogar nach und gab grünes Licht für Ether ETF Anträge.
Das Timing von Postfinance hätte kaum besser sein können: Im Februar 2024, nach dem ersten SEC-Entscheid und kurz vor dem Allzeithoch des Bitcoins, lancierte die Schweizer Retail-Bank ihr Krypto-Angebot. Über 2.5 Millionen Kunden können nun Bitcoin und zehn zusätzliche Kryptowährungen wie Ether und Uniswap über ihr eBanking handeln.
Kryptowährungen werden zu Standardangeboten in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein
Mit ihrem Markteintritt möchte Postfinance Kryptowährungen einem breiten Publikum von Privatanlegern einfach zugänglich machen. Dabei ist Postfinance nicht die erste traditionelle Bank, welche ihren Kunden Kryptowährungen schmackhaft machen möchte. In der Schweiz haben in den letzten Monaten mehrere Kantonalbanken den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen in ihr Angebot aufgenommen. Die Zuger Kantonalbank war im Oktober 2023 die erste, es folgten kurz darauf die Luzerner und die St. Galler Kantonalbank. Diese Banken ergänzen das bereits seit Jahren bestehende Retail Angebot von Swissquote.
Für vermögende Kunden sind einige Privatbanken vorausgegangen und haben teilweise schon früh Angebote rund um Bitcoin Handel und Verwahrung aufgebaut – oft ohne öffentliche Wahrnehmung. Diese frühe Adaption wurde durch den Zusammenbruch der damals weltweit zweitgrössten Krypto-Börse FTX und dem folgenden Krypto-Winter im Jahr 2022 gebremst. Es bleibt abzuwarten, ob eine breitere Akzeptanz bei Retailkunden auch Privatbanken dazu motiviert, ein Angebot aufzubauen oder ihr bestehendes Angebot zu erweitern.
In der folgenden Tabelle listen wir alle öffentlich bekannt gemachten Angebote für den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen durch in der Schweiz oder Liechtenstein lizensierte Banken auf (ausgenommen sind reine B2B-Angebote). Zusätzlich zeigen wir, mit welchen Partnern die traditionellen Banken bei der Entwicklung des Angebots zusammengearbeitet haben (ebenfalls ausschliesslich basierend auf öffentlich verfügbaren Informationen).
Bank | Lancierung Angebot | Angebotene Währungen | Infrastruktur-Partner (nicht abschliessend) | Zielkunden |
Swissquote | 2017 | 40 Kryptowährungen inkl. BTC und ETH | Coinbase | Retail |
Bank Frick | 2018 | 18 Kryptowährungen inkl. BTC und ETH | Nicht offen gelegt | HNWI |
Sygnum | 2019 (Banklizenz) | Breites Angebot (“Digital-Asset-Bank”) | Nicht offen gelegt | HNWI |
AMINA (formerly SEBA) | 2019 (Banklizenz) | Breites Angebot (“Digital-Asset-Bank”) | Nicht offen gelegt | HNWI |
Arab Bank Switzerland | 2019 | BTC, ETH, Tezos, Fantom, +9 ERC 20 Tokens | Taurus | HNWI |
Maerki Baumann | 2020 | Die gängigsten Kryptowährungen | InCore Bank, Bitcoin Suisse | HNWI |
Julius Baer | 2020 | BTC, weitere | AMINA | HNWI |
Lienhardt & Partner | 2021 | BTC, ETH | Nicht offen gelegt | HNWI |
Bordier | 2021 | BTC, ETH, Bitcoin Cash, Tezos | Sygnum | HNWI |
BBVA Switzerland | 2021 | BTC und ETH | Metaco | Retail (“New Gen”) |
VZ Depotbank | 2021 | BTC, ETH und 15 andere | Sygnum | Retail |
LGT | 2022 | BTC und ETH | AMINA | HNWI |
Valiant | 2022 | BTC und ETH | InCore Bank, Entris banking | Retail |
Kaleido | 2022 | 20+ Kryptowährungen | InCore Bank, Fireblocks | HNWI |
Kaiser Partner | 2023 | 14 Kryptowährungen inkl. BTC and ETH | SIX Digital Exchange (SDX) | HNWI |
Zuger Kantonalbank | 2023 | BTC, ETH, XRP, LTX, MATIC, UNI | Sygnum | Retail |
St. Galler Kantonalbank | 2023 | BTC und ETH | AMINA | Einzelne HNWI (bisher) |
Luzerner Kantonalbank | 2024 | BTC, ETH, USDC | Sygnum, Fireblocks, Wyden | Retail |
Postfinance | 2024 | 11 Kryptowährungen inkl. BTC und ETH | Sygnum | Retail |
PKB Private Bank | 2024 | BTC, ETH | Sygnum | HNWI |
Andere Retail Banken wie die Thurgauer Kantonalbank haben erklärt, über ein Krypto-Angebot nachzudenken und andere könnten bereits leise einen Markteintritt vorbereiten. Ausserdem gibt es Finanzapps wie Yuh (eine Zusammenarbeit zwischen Swissquote und Postfinance) sowie verschiedene Krypto Börsen, über welche Retail Investoren in Kryptowährungen investieren können.
Die Adoption von Kryptowährungen im Angebot von traditionellen Banken ist in der Schweiz und Liechtenstein somit weit fortgeschritten. Dies widerspiegelt den proaktiven Ansatz der Regulierungsbehörden und baut auf der Pionierarbeit der weltweit führenden Digital-Asset-Banken AMINA (ehemals SEBA) und Sygnum sowie der krypto-freundlichen Bank Frick und dem Krypto Broker Bitcoin Suisse auf.
Singapur: Regulatorische Hürden für Banken
Banken in Singapur haben einen vorsichtigeren Ansatz für die Einführung von Kryptowährungen gewählt. Dies liegt teilweise an den höheren regulatorischen Hürden. In Singapur müssen lizenzierte Banken eine zusätzliche Lizenz für digitale Zahlungstoken von der Monetary Authority of Singapore (MAS) erwerben, um ihren Kunden die Verwahrung und den Handel mit Kryptowährungen anbieten zu dürfen. Bisher hat nur die DBS Bank die entsprechende Lizenz erhalten und ein Angebot entwickelt: Seit 2022 bietet DBS über ihre Digital Exchange (DDEx) Handel und Verwahrung für Bitcoin, Ether und einige andere digitale Währungen für eine Mindestinvestition von SGD 500 an. Darüber hinaus bieten mehrere von der MAS genehmigte und regulierte Börsen wie Coinhako Zugang zu Kryptowährungen für Privatanleger.
Überlegungen für einen Markteintritt
Wenn in Zukunft weitere traditionelle Banken Angebote für Kryptowährungen publik machen, wird das keine grossen Schlagzeilen mehr machen. Kunden müssen sich schon heute nicht mehr zwischen der Selbstverwahrung ihrer Private Keys und schwach regulierten Institutionen entscheiden, an welche die Kontrolle der Keys abgegeben wird. Die Nutzung von Banken für den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen bietet demnach auch einige Vorteile: einfacher Zugang, Vermeidung von hohen Gebühren für den Wechsel von oder zu FIAT-Geld, die Konsolidierung von Finanzanlagen oder Zugang zu Steuerinformationen. Da Banken im Unterschied zu den meisten Krypto Börsen Krypto-Assets ihrer Kunden ausserhalb ihrer Bilanz halten, sind diese im Insolvenzfall auch nicht Teil der Konkursmasse und daher auch besser geschützt.
Banken, die in einen zunehmend wettbewerbsintensiven Markt eintreten wollen, sollten sich überlegen, ob das geplante Angebot kritische Kundenbedürfnisse erfüllt. Dabei ist auch zu beurteilen, in welcher Form und mit welchen Produkten Bedürfnisse nach Investitionen in Krypto-Assets abgedeckt werden können. Die mit Abstand gefragtesten Kryptowährungen sind Bitcoin und Ether – einfachen Zugang gibt es über eine zunehmende Anzahl an ETFs. Beim Entscheid für den Aufbau eines Krypto-Angebots ist der Umfang des Outsourcings entscheidend. Der Anschluss an existierende Krypto-Plattformen wie beispielsweise jene von Sygnum und AMINA ermöglicht einen schnellen Markteintritt. Wer auf mehr eigene Entwicklung setzt, hat dafür mehr Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten und baut Kompetenzen in einer Zukunftstechnologie auf. Das muss ein Outsourcing von kritischen Funktionalitäten wie etwa der Verwahrung der Private Keys an spezialisierte Anbieter wie Fireblocks aber nicht ausschliessen. Entsprechend sollte die Entscheidung über das Ausmass des Outsourcings und über die Höhe der Investition in eigene Entwicklung abgeleitet werden von den längerfristigen Ambitionen im Bereich der digitalen Vermögenswerte und der Blockchain-Technologie. Viele globale Banken haben interne Teams aufgebaut, die dediziert Produkte und Anwendungsmöglichkeiten suchen, prüfen und auch schon verwenden, die über den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen hinausgehen, etwa im Bereich von effizienteren Abwicklungs- und Zahlungstransaktionen.
Finalix hat weitgehende Erfahrungen mit digitalen Vermögenswerten, der Blockchain-Technologie und der Evaluation von Drittanbietern in diesem Bereich. Finalix hat traditionelle Banken beim Aufbau ihres Krypto-Angebots begleitet und hat Krypto-Banken und andere Anbieter bei der Implementierung sowohl von Business-to-Business (B2B) als auch Business-to-Consumer (B2C) Angeboten unterstützt. Zudem hat finalix Lizenzanträge im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten geleitet. Das Potential von digitalen Vermögenswerten und Einstiegsmöglichkeiten für traditionelle Banken haben wir in folgendem Artikel beschrieben: Veränderte Kundenbedürfnisse: Wie digitale Vermögenswerte den Finanzmarkt prägen werden.